Als Klassenvorstand spielt man im Schulwesen nicht nur eine wichtige organisatorische und koordinierende Rolle für schulische Erfolgsgeschichten. Klassenvorstände sind gerade für Jugendliche, die vom Elternhaus keinen bis wenig Rückhalt bei Bildungs- und Berufsfragen haben, ganz entscheidende Personen. Sie spielen im Leben der Jugendlichen oft eine wichtigere Rolle, als Sie vielleicht denken.
Gezielte Impulse setzen
Mit gezielten Impulsen und Kontakten lässt sich viel bewegen, damit gefährdete Schüler:innen nicht ohne weitere Ausbildung dastehen. Vergessen Sie nicht, bei Jugendlichen ohne elterlichen Rückhalt sind Sie meist die einzige Person, welche solche Impulse langfristig setzen kann. Wichtig:
- Thematisieren Sie mit den Schüler:innen immer wieder im Unterricht Bildungs- und Berufsperspektiven. Es ist hilfreich, Reflexionsprozesse über die eigene berufliche Zukunft in Gang zu setzen.
- Wenn Sie bemerken, dass einzelne Jugendliche gar keine Vorstellung davon haben, wie ihre weitere Bildungs- oder Ausbildungszukunft aussieht, sind Ihre Impulse umso wertvoller.
- Sprechen Sie die Betroffenen auch persönlich an. Es geht nicht darum, dass Sie selbst Berufsberatung leisten, sondern darum, die Jugendlichen an die richtigen Kontakt- und Informationsstellen zu verweisen. Viele Jugendliche sind über die meisten Angebote nicht informiert, bzw. würden von selbst ein solches Angebot nicht wahrnehmen.
- Die Koordinierungsstellen für die „AusBildung bis 18“ auf Bundes- und auf Landesebene bieten beispielsweise konkrete Hilfestellung und Beratung: https://www.bundeskost.at/ausbildung-bis-18.html
- Motivieren Sie die Jugendlichen, einen Beratungstermin wahrzunehmen und die Angebote rund um die Ausbildung bis 18 zu nutzen.
Buddys unterstützen Flüchtlingskinder
Eine besondere Herausforderung sind die Berufs- und Bildungschancen für Flüchtlingskinder. Gerade die zahlreichen vertriebenen Kinder aus der Ukraine können Unterstützung beim weiteren „Ankommen“ in Österreich gut gebrauchen. So gibt es aktuell ein Buddy-Programm des Österreichischen Integrationsfonds. Dabei werden junge Flüchtlinge in einer Buddy-Partnerschaft mit engagierten Menschen zusammengebracht. Die Buddys helfen auch in schulischen Fragen weiter und unterstützen die Jugendlichen bei konkreten Ausbildungsperspektiven. Vorteil dieses Systems ist, dass die engagierten Buddys zwischen 16 und 35 Jahre alt sind und daher konkrete Erfahrungen mit dem heimischen Bildungssystem haben.
Die „extra Meile“ gehen
Als Klassenvorstand ist man für Jugendliche wie für Einrichtungen ein wichtiger und geschätzter Ansprechpartner, wenn es um Zukunftsfragen junger Menschen geht. Lehrpersonen sind im schulischen Alltag vielfach gefordert; zwischen Lehrstoff, organisatorischen Tätigkeiten und Erziehungsauftrag, noch Zeit zu finden um bei Jugendlichen Impulse zu setzen kann zeitlich schwierig sein. Doch die „extra Meile“ zahlt sich aus; denn jede Erfolgsgeschichte bringt letztlich einen großen gesellschaftlichen und persönlichen Gewinn.
No front: Wer mehr kann, ist besser dran
Fotocredit: Istock Jacoblund