Präsentation

„Traut euch was zu und zeigt, was ihr könnt!“

Anja Götz ist Bereichsleiterin und Beraterin beim Verein sprungbrett, einer Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen in Wien. Wir haben mit ihr über die häufigsten Themen bei der Beratung und über kleine und große Unterschiede zwischen Burschen und Mädchen gesprochen.

Frau Götz, welche Angebote erwarten Mädchen oder junge Frauen beim Verein sprungbrett?

sprungbrett bietet kostenlose Beratung und unterschiedliche Workshops. Ziel ist das Empowerment von Mädchen und jungen Frauen durch verschiedene Maßnahmen wie die Unterstützung bei der Lehrstellen- und Arbeitssuche, bei der Schulwahl und Berufsorientierung sowie bei jeglichen Fragestellungen des Erwachsenwerdens. Mit unserem Programm youngFIT unterstützen wir speziell junge Frauen, die sich für einen handwerklichen oder technischen Lehrberuf interessieren. Wir organisieren auch Exkursionen in Betriebe oder helfen bei der Suche nach Schnupperpraktika. Innerhalb unseres Vereins gibt es auch die Produktionsschule spacelab_girls und eine allgemeine Beratungsstelle. sprungbrett steht für ein ganzheitliches Beratungskonzept und feministische Mädchenarbeit.

Wie sieht ihr persönlicher Arbeitsalltag aus?

Ich bin Bereichsleiterin des Mädchen-Berufs-Zentrums, habe ein Team mit acht Beraterinnen und versuche, dafür zu sorgen, dass alle ihre Arbeit gut machen können. Als Beraterin unterstütze ich selbst Mädchen und junge Frauen dabei, ihren beruflichen Weg zu finden. Dabei stelle ich Fragen wie: Was kannst du richtig gut? Was macht dir Spaß? Wo zieht’s dich hin? Dann schauen wir uns an, welche Berufe zu den Fähigkeiten passen und was in diesem Beruf eigentlich genau gemacht wird.

Ich erarbeite mit Mädchen gemeinsam auch ihre Bewerbungsunterlagen und spiele mit ihnen Vorstellungsgespräche durch. Manchmal reden wir auch darüber, warum es gerade so schwer geht, regelmäßig Bewerbungen abzuschicken und wir schauen zusammen, ob wir die Situation verbessern können.

Wie wichtig ist eine gute (Aus)Bildung?

Eine gute Ausbildung ist unglaublich wichtig! Die Möglichkeit zu haben, etwas zu lernen, in einem Bereich besondere Fertigkeiten zu entwickeln und in etwas wirklich gut zu sein, ist ja an sich schon was Tolles. Außerdem verbessert eine Ausbildung die beruflichen Chancen, man verdient mehr und das Risiko, arbeitslos zu werden, sinkt. Wenn man keine gute Ausbildung hat, wird man schneller „ausgetauscht“.

Die Initiative Ausbildung bis 18 finde ich gut! Wichtig ist, dass es auch genug Ausbildungsplätze für Jugendliche gibt. Hier würde ich mir wünschen, dass noch mehr Betriebe Zeit und Energie in eine gute Lehrlingsausbildung investieren.

Was ist für Jugendliche die größte Hürde auf dem Weg zu einem guten Job? Gibt es hier Unterschiede zwischen Mädchen und Burschen?

Hürden können zum Beispiel schlechte Schulnoten sein oder fehlende Erfahrung sein. Manchmal fehlt auch das Wissen, wie man sich im beruflichen Rahmen gut verhält. Manchmal fehlen auch die freien Lehrstellen im Wunschberuf. Es gehört oft viel Durchhaltevermögen dazu, um zu einer Lehrstelle zu kommen.

Mädchen lernen oft in ihrer Erziehung, dass Bescheidenheit eine wichtige Tugend ist. In einem Vorstellungsgespräch geht es aber darum, sich möglichst gut und selbstbewusst zu präsentieren. Das fällt uns Frauen manchmal schwer, weil wir nicht vermeintlich eingebildet oder arrogant wirken wollen. Manchmal trauen sich Mädchen deshalb weniger zu als sie eigentlich können. Und ihnen fehlen die Rollenvorbilder, vor allem Frauen, die in handwerklichen oder technischen Berufen arbeiten. Deshalb arbeiten wir im sprungbrett auch viel mit Role-Models zusammen.

Mein Tipp ist: Traut euch was zu und zeigt, was ihr könnt!

Haben Sie Tipps für Jugendliche, denen der Plan für die Zukunft noch fehlt?

Ganz wichtig finde ich, sich tatsächlich ganz viel mit Berufen zu beschäftigen: Was machen die Leute in meinem Umfeld – wie Eltern, Verwandte, Freunde oder NachbarInnen – eigentlich beruflich genau? Man sollte dann viele Fragen stellen, wie zum Beispiel: Warum bist du das geworden? Wie bist du das geworden? Gefällt dir dein Beruf? Was verdienst du? Worauf würdest jetzt achten, wenn du nochmal deinen Beruf wählen könntest? Das kann einen auf neue Ideen bringen!

Wichtig ist in dieser Phase auch, dass man offen bleibt. Oft gibt es Berufe, die man gar nicht kennt. Ein Schnupper-Praktikum kann helfen, um einen guten Einblick zu bekommen. Am Ende ist es wichtig, dass DU für dich und dein Leben genau den richtigen Beruf findest – egal was die anderen sagen!

www.sprungbrett.or.at