Wie schreibt man eine gute Bewerbung? Und wie findet man die perfekte Ausbildung? Das haben wir Julia Lipok, selbstständige Personalberaterin aus Wien, gefragt.
Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Den gibt es so nicht! Ich habe verschiedene Projekte im Bereich Human Resources, das ist alles, was mit dem Thema Personal zu tun hat: von Arbeitsrecht über Coaching und Training bis hin zu Beratung.
Du bist Personalexpertin und hast jeden Tag viele Bewerbungen in der Hand. Worauf muss man beim Schreiben einer Bewerbung achten?
Besonders wichtig sind mir fehlerfreie Bewerbungen. Tippfehler können schon einmal passieren, wirken aber schnell unprofessionell. Wenn man sich nicht sicher ist, wie man etwas schreibt, sollte man nachschlagen oder vielleicht jemanden anderen bitten, die Bewerbung zu lesen.
Was auch häufig passiert ist, dass BewerberInnen vergessen, ihre persönlichen Daten richtig und vollständig anzugeben. In jeder Bewerbung sollten Name, Adresse, Telefonnummer und E-Mail-Adresse vorhanden sein. Je mehr Informationen, desto besser.
Beim Lebenslauf ist es nicht nur wichtig, seine Berufserfahrung aufzulisten, sondern auch in welcher Firma und in welcher Branche man diese Berufserfahrung gesammelt hat. Und ein kleiner Geheimtipp von mir: Bewerbungen immer als PDF und nicht als Word-Dokument schicken! So wird sichergestellt, dass die ursprüngliche Formatierung oder Schriftart erhalten bleibt.
Wie wichtig ist eine gute (Aus)Bildung und was hältst du von der Initiative AusBildung bis 18?
Eine gute Ausbildung ist natürlich wichtig, sie sollte aber vor allem Spaß machen. Wenn man keine Freude an einer Ausbildung hat, ist es weniger wahrscheinlich, dass man sie erfolgreich abschließt oder im späteren Berufsleben glücklich wird.
Aus meiner Erfahrung kann ich jedenfalls sagen: Es gibt eigentlich keine überflüssige Ausbildung. Je mehr Ausbildung, desto besser. Mehr ist in diesem Fall wirklich mehr. Die Initiative AusBildung bis 18 halte ich für extrem wichtig und extrem gut. Wer früh damit anfängt, hat länger was davon! Ich glaube, dass es für jeden den perfekten Beruf gibt. Wohin die Reise gehen soll, entscheidet man selbst. Und eine Ausbildung ist der einzige Weg, um später freie Entscheidungen treffen zu können.
Was ist für Jugendliche heute die größte Hürde auf dem Weg zu einem guten Job?
Ich glaube, dass manche Jugendliche den Moment verpassen, in denen der Elfmeter sozusagen aufgelegt ist. Hin und wieder liegt der Ball vor dem Tor und dann muss man schießen. Wenn die Möglichkeit besteht, eine Ausbildung zu machen – und das ist bei Jugendlichen unter der 18 der Fall –, dann muss man diese nutzen. Natürlich möchte man im Moment vielleicht lieber Zeit mit den Freunden verbringen. Wenn man aber die Chance auf eine Ausbildung nutzt, kann man in der Zukunft die eigene Freizeit besser nutzen, weil man zum Beispiel auch besser bezahlt wird.
Ich würde Jugendlichen außerdem empfehlen, bezüglich ihrer Zukunftspläne nicht die besten Freunde um Rat zu fragen, sondern jene, die ihnen das ehrlichste Feedback zu dieser wichtigen Lebensentscheidung geben können.
Hast du Tipps für jene, denen der Plan für die Zukunft komplett fehlt?
Den Plan findet man am besten in zwei Schritten: Indem man sich hinsetzt und überlegt, was man gut kann und was man gerne machen möchte. Und dann sollte man sich die Frage stellen, wie realistisch es ist, das dann auch zum Beruf zu machen.
Eine gute Hilfe dabei ist auch, sich anzuschauen, was andere Leute machen. Menschen, die man bewundert, die erfolgreich sind, oder die einfach einen coolen Job haben, den man gerne selber machen möchte. Und welche Ausbildung haben sie absolviert, um dorthin zu kommen? Wenn man all das bedenkt, ist es ziemlich wahrscheinlich, genau die richtige Ausbildung für sich zu finden!
Julia Lipok ist selbstständige Personalberaterin in Wien. Nach ihrer Matura studierte sie an der FH Wiener Neustadt für wirtschaftsberatende Berufe. Ihre beruflichen Stationen reichen von der Marketing-Abteilung von Unilever über die Personalentwicklungs-Abteilung von Billa bis hin zur Leitung der Personalentwicklung und der internen Kommunikation bei ADEG/AGM. 2015 hat sie sich selbstständig gemacht und arbeitet seither an vielzähligen Projekten im Human Resources-Bereich.