So wichtig eine gute Bildungs- und Berufswahl auch ist: Es gibt nicht von vornherein den einen und einzigen Weg zu einem erfolgreichen Berufsleben.
Den Druck rausnehmen
Um den Druck bei der Ausbildungswahl rauszunehmen, ist es wichtig zu wissen und zu vermitteln:
- Interessen können und dürfen sich ändern. Es gibt keine Bildungs- und Berufsentscheidung, die für immer gilt.
- Nichts, was man lernt, ist „unnötig“. Lernen ist immer ein Gewinn. Auch wenn sich neues Wissen und Erfahrungen vielleicht oft nicht direkt „verwerten“ lassen: Irgendwann profitiert man davon.
- Viele berufliche Ziele lassen sich mit unterschiedlichen Bildungswegen erreichen. Wer zum Beispiel gerne selbständig bzw. unternehmerisch tätig ist, kann das mit einer Lehre ebenso tun wie mit einem Studium.
Praxisbeispiele überzeugen
Dass bei Bildung und Beruf alle Wege nach Rom führen, ist keine leere Floskel, sondern gelebte Praxis. Das zeigt sich immer wieder an Beispielen, die Sie als Lehrperson Ihren Schüler:innen für die Zukunft mitgeben können.
Ein solches Beispiel ist der 28-jährige Stefan. Er besuchte die HLTW 13 Bergheidengasse und schloss erfolgreich seine Ausbildung zum Koch ab. Gleichzeitig entwickelte er eine Leidenschaft für den lateinamerikanischen Paartanz. Seine Arbeit als Koch bereitete ihm zwar viel Freude, doch die langen Abende in der Küche und die frühen Trainingseinheiten für seinen Tanzsport ließen sich schwerlich miteinander vereinbaren. Stefan trainiert bis heute bis zu 4-5 Mal pro Woche über 20 Stunden, und ist zusätzlich am Wochenende für Turniere und Trainingslager europaweit unterwegs. Also entschied er sich, einen anderen Weg einzuschlagen und absolvierte erfolgreich die Ausbildung zum Heilmasseur, die ihm auch sportlich weiterhalf.
Dann kam die Covid-19-Pandemie und Stefan konnte seinen Beruf nicht mehr ausüben. Das war frustrierend, denn er hatte endlich eine Berufung gefunden, die sich gut mit seinem Tanzsport kombinieren ließ. Als zuerst vorübergehende Lösung begann er in einer Hotelkette als Rezeptionist zu arbeiten. Nach Covid-19 stellte das Unternehmen viele neue Mitarbeiter ein, und Stefan lernte nach und nach, Bewerbungsgespräche zu führen. Die Geschäftsführung erkannte sein Talent für das Recruiting, und schließlich übernahm er die Verantwortung für das Recruiting in einem gesamten Hotel. Durch seine Ausbildung als Heilmasseur hatte er gelernt, wie man einfühlsam mit Menschen umgeht. Außerdem ermöglicht ihm sein Job, seine Fähigkeiten als Heilmasseur bei Bedarf einzusetzen, insbesondere wenn er oder seine Tanzpartnerin Verletzungen haben. Mit flexiblen Arbeitszeiten und Homeoffice-Möglichkeiten kann er Beruf und Hobby hervorragend miteinander in Einklang bringen.
Stefan selbst gibt zu, dass er nach seinem Abschluss an der HLTW und während der Pandemie das Gefühl hatte, immer wieder die falschen beruflichen Entscheidungen zu treffen und sich in einer beruflichen Sackgasse zu befinden. Doch heute ergibt alles wunderbar Sinn. Seine Botschaft lautet: „Solange man sich bemüht, sich weiterzubilden, werden sich Möglichkeiten auftun und ein Umweg zahlt sich am Ende doch aus, weil man viel über sich selbst lernt und sich wertvolle Skills aus anderen Berufen aneignet.“
Das ist keineswegs ein Einzelfall. Stefans Geschichte verdeutlicht, dass es nicht nur einen einzigen Weg zu einem erfolgreichen Berufsleben gibt. Erfolgreiche Karrieren entstehen oft erst auf Umwegen und durch das kontinuierliche Sammeln von Wissen und Erfahrungen. Stefan zeigt uns, dass am Ende des Tages jeder seinen eigenen Weg findet – und wer weiß, vielleicht stellt sich am Ende heraus, dass Rom gar nicht das Ziel war, nach dem man gesucht hat 😉
Zögern Sie nicht Schüler:innen an die Profis vom Jugendcoaching weiterzuvermitteln, wenn Jugendlichen die Orientierung bei der Ausbildungswahl fehlt.
No front: Wer mehr kann, ist besser dran
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