Präsentation

Selbstreflexion im Klassenzimmer

Im Unterricht geht es vorwiegend um die Vermittlung von Inhalten. Das gilt auch für die Berufsorientierung. Wichtige Hilfestellung beim Entdecken und Identifizieren individueller Interessen und Talenten ist jedoch trotzdem möglich. Lehrpersonen können sich von professionellen Potenzialanalysen inspirieren lassen, um die Selbstreflexion der Schülerinnen und Schüler im Klassenzimmer zu fördern – und ein strukturiertes Nachdenken über die berufliche Zukunft der Jugendlichen anzustoßen.

Potenziale am Prüfstand

Viele Schülerinnen und Schüler stehen vor der Herausforderung, ihre eigenen Talente, Interessen und Neigungen erst finden zu müssen, bevor sie sich sinnvoll mit dem Thema Bildung und Beruf beschäftigen können. Ein in der Wirtschafts- und Arbeitswelt vielfach erprobtes Instrument, um Interessen und Fähigkeiten besser identifizieren zu können, sind sogenannte „Potenzialanalysen“. Diese standardisierten psychologischen Testverfahren ermöglichen es, Eigenschaften, Motivationen und Fähigkeiten besser zu erkennen. Potenzialanalysen werden in Österreich u.a. im Rahmen von strukturierten Bewerbungsprozessen durchgeführt. Das WIFI bietet Potenzialanalysen für Interessierte an. Auf Basis der Analyseergebnisse erfolgen Beratungen über weitere Entwicklungsmöglichkeiten rund um Bildung und Beruf. Dieses Instrument können sich Lehrkräfte auch im Unterricht zu Nutze machen – mit einer „Potenzialanalyse light“, die Schülerinnen und Schüler dabei unterstützt, einen strukturierten Nachdenkprozess über ihre eigeneberufliche Entwicklung zu starten.  

Spielerische Umsetzung

Wichtig bei der Selbstreflexion der Schülerinnen und Schüler im Klassenzimmer ist der spielerische Zugang. Wichtig ist: Es geht nicht um einen „Test“, den sie bestehen müssen, sondern um ein Setting, in dem Themen gemeinsam im Frage-Antwort-Dialog erörtert werden.

Als Lehrkraft können sie einen solchen „Potenzial- oder Zukunfts-Talk“ im Unterricht ganz einfach umsetzen:

Je ein/e Jugendliche/r wird für einen bestimmten Zeitraum (z.B. fünf bis sieben Minuten) von anderen Schülerinnen und Schülern über seine/ihre persönlichen Fähigkeiten und Interessen befragt. Lehrkräfte können dabei selbst Fragen und Themen einbringen oder vorher mit den Jugendlichen gemeinsam Fragen an die Interviewten vorbereiten. Mögliche Fragen sind:

  • Was kannst du gut, was weniger gut?
  • Was möchtest du gut können?
  • Warum weißt du, dass du etwas gut kannst?
  • Was kannst du vielleicht sogar besser als andere?
  • Was willst du in fünf Jahren tun?
  • Wieviel Geld willst du verdienen?
  • Arbeitest du gerne mit anderen zusammen – oder nicht?

 

Ergebnisse gemeinsam diskutieren

Für einen strukturierten Talk mit konkreten Ergebnissen ist es wichtig, Antworten auf der Tafel oder am Computer mitzuschreiben. So lässt sich dann gemeinsam vergleichen, was die Jugendlichen geantwortet haben und wo ihre Potenziale und Interessen liegen.

Auf dieser Grundlage lässt es sich besser über Fähigkeiten, Interessen, Aussichten und Perspektiven diskutieren. Die Schülerinnen und Schüler sehen, wo Gemeinsamkeiten und wo Unterschiede erkennbar sind. Sie werden angeregt, darüber verstärkt nachzudenken – gemeinsam, im Unterricht oder daheim.

Eine derartige „Potenzialanalyse light“ kann natürlich keine ausführliche professionelle Potentialanalyse der eigenen Interessen und Fähigkeiten ersetzen. Aber sie leistet einen wichtigen Beitrag, damit sich die Schülerinnen und Schüler mit ihren Bildungs- und Berufsperspektiven aktiver als bisher auseinandersetzen und sehen, dass sie eigentlich viel mehr Gestaltungs- und Zukunftsspielräume haben, als sie vielleicht bisher glaubten.

No front: Wer mehr kann, ist besser dran

Fotocredit: istock_Valeriy_G